1920 musste Ungarn Siebenbürgen an Rumänien abtreten – die ungarische Minderheit fühlt sich dort bis heute nicht so recht zu Hause
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.07.2017
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Von Christoph Strauch

[…] Die Freunde widersprechen sich oft, obwohl sie vieles verbindet. Beide haben katholische Theologie studiert, sind tiefgläubig und stammen aus dem ostsiebenbürgischen Szeklerland – Heimat einer ungarischen Volksgruppe mit historischen Privilegien und eigenem Brauchtum. Holló aber lebt seit vielen Jahren im multikulturellen Klausenburg, 250 Kilometer weiter westlich. Während im Szeklerland weniger als 20 Prozent der Bevölkerung Rumänen sind, sind es in Klausenburg knapp 80 Prozent. Hollós Einstellung zum Zusammenleben von Minderheit und Mehrheit hat das geprägt: Die beiden großen Ziele der siebenbürgischen Ungarn – Autonomie für das Szeklerland und ein föderales Rumänien – will der 51 Jahre alte Theologie-Dozent gemeinsam mit den Rumänen erreichen und nicht gegen sie. »Ich bedauere, dass es keine rumänische Partei gibt, die mit den Ungarn für siebenbürgische Belange eintritt«, sagt er. Kolcsár dagegen setzt auf Konfrontation: mehr Klagen vor Gericht, mehr Oppositionsarbeit in den Parlamenten. »Wir Szekler sind ein Soldatenvolk«, sagt der Notar aus der Region Gyergyó kämpferisch. Die Sonderrechte, die ihnen einst als Grenzschützer von den ungarischen Königen verliehen wurden, stünden ihnen auch heute zu. […]

Fremde Heimat: Ungarn in Siebenbürgen
Der gesamte Artikel in der Online-Ausgabe der F.A.Z.