Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Monika Grütters, unterstützt in den kommenden zwei Jahren ein neues Forschungsprojekt des Sprachwissenschaftlers Prof. Dr. Csaba Földes über die Sprache dieser deutschen Minderheit in Ungarn mit rund 83.500 Euro.
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Universität Erfurt, 22.09.2015, Pressemitteilung Nr.: 98/2015

Mit rund 83.500 Euro fördert die Kulturstaatsministerin in ihrer Funktion als Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien in den kommenden zwei Jahren ein neues Forschungsprojekt von Prof. Dr. Csaba Földes, Sprachwissenschaftler an der Uni Erfurt. Gegenstand des Projekts ist die Sprache der deutschen Minderheit in Ungarn, der sogenannten »Donauschwaben«.

Während die meisten bisherigen Forschungen sich auf die Beschreibung von deren Basismundarten (Bairisch, Fränkisch und Schwäbisch) konzentriert haben, stellt die Forschung von Prof. Földes die durch Mehrsprachigkeit, Inter-/Transkulturalität und Variaton weitgehend geprägte tatsächliche Sprachverwendung in den Mittelpunkt. Denn die »reinen« deutschen Dialekte werden in der Untersuchungsregion heute kaum noch gesprochen, vielmehr sind Mischformen mit Ungarisch und anderen Kontaktsprachen charakteristisch. Sind doch gleichsam alle Ungarndeutschen zwei- bzw. mehrsprachig, mit unterschiedlichen Dominanzkonfigurationen.

Das Projekt möchte einerseits authentische ungarndeutsche Diskurse, d.h. wie die Sprecher mit ihren durch Mehrsprachigkeit und Transkulturalität geprägten Varietäten jetzt umgehen, kontakt- und variationslinguistisch erforschen, andererseits diese Redeprodukte in einer elektronischen Datenbank erfassen und zugänglich machen. Das als Ergebnis vorgesehene ungarndeutsche Zweisprachigkeitskorpus soll reale, aus dem Leben gegriffene Texte systematisch bereitstellen, die die ungarndeutschen Kontaktvarietäten der Gegenwart in ihrer Vielfalt anschaulich repräsentieren. Diese Vielfalt ergibt sich u.a. daraus, dass verschiedene Mundarttypen wie Bairisch und Fränkisch, wie sie heute von zwei- bzw. mehrsprachigen Sprecher(inne)n in Ungarn verwendet werden, zu Wort kommen.

Neben Prof. Dr. Csaba Földes als Projektleiter ist das Institut für Germanistik und Translationswissenschaft an der Pannonischen Universität Veszprém (Ungarn) beteiligt. Einen wichtigen Partner stellt außerdem Prof. Dr. Hans C. Boas von der University of Texas at Austin (USA) dar, mit dem eine Zusammenarbeit in Bezug auf sein Texas German Dialect Project geplant ist. Eine intensive Vernetzung mit zahlreichen weiteren internationalen Partnern soll außerdem zum Qualitätsniveau des Projekts beitragen.

Ergebnis des Forschungsprojektes soll ein digitales Portal mit einem ungarndeutschen Zweisprachigkeits- und Sprachkontaktkorpus mit authentischem Material aus drei wichtigen Siedlungsregionen deutscher Minderheiten sein. Außerdem sind wissenschaftliche Publikationen geplant.

»Mir liegt die Aufzeichnung von bestandsgefährdetem regionalem Sprachmaterial des Deutschen als Minderheitensprache wie wir sie nun umsetzen wollen, sehr am Herzen – nicht zuletzt weil ich selbst aus einem donauschwäbischen Ort stamme«,

erläutert Csaba Földes den Hintergrund seines Forschungsprojektes.

»Da die ungarndeutschen Sprachvarietäten immer weniger gesprochen werden, ist ihre Beschreibung und Dokumentation von hoher Aktualität. Außerdem verspricht das Projekt spannende Erkenntnisse für die Theorie der sozialen Zwei- bzw. Mehrsprachigkeit, beispielsweise bei Fragen des Spracherhalts oder der Sprachumstellung. Die in Frage stehende Konstellation dürfte dabei einen hohen Erkenntniswert haben, da Deutsch und Ungarisch typologisch disparate und genetisch nicht-verwandte Sprachen sind.«

Kulturstaatsministerin fördert neues Forschungsprojekt von Prof. Dr. Csaba Földes über »Donauschwaben« mit rund 83.500 Euro
Die Pressemitteilung auf den Internetseiten der Universität Erfurt