von Julia Kusnezowa (aus dem Russischen übersetzt von Michael Ladygin)
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Vom 18. bis 20. Mai werden in Odessa Dokumentarfilme von Bruno Monsaingeon über herausragende Musiker des 20. Jahrhunderts, wie David Oistrach und Swjatoslaw Richter zu sehen sein. An einem der drei Tage wird Bruno Monsaingeon seine Arbeit persönlich vorstellen.

Der aus Paris stammende Bruno Monsaingeon geriet eher zufällig und dank seiner Liebe zur Musik in die Welt des Films. Anfang der 70-er Jahre war er bei den Dreharbeiten einer Musik-Fernsehsendung, woraufhin ihn die Idee zu einem eigenen Fernsehprojekts ergriff. Sein Vorschlag wurde angenommen und  seine erste Arbeit wurde ein dreiteiliger Film über den amerikanischen Geiger und Dirigenten Yehudi Menuhin.

Bis heute hat Monsaingeon etwa 80 Filme über Musik und Musiker gedreht. Dabei hat der Regisseur keine Film-Ausbildung genossen, sondern er läßt sich, wie er selbst bekennt, von der Intuition leiten. Monsaingeon ist der einzige, dem Swjatoslaw Richter es erlaubt hat, ihn zu filmen, wodurch auch die Filmbiografie Richter, der Unbeugsame entstand. Zuvor hatte der legendäre Pianist sogar die Presse ignoriert, ganz zu schweigen von Filmemachern.

In der Biografie Monsaingeons gibt es einen weiteren bedeutenden Triumph. Ihm, und nur ihm gelang es, einen Film über den kanadischen Pianisten Glenn Gould zu drehen, als er schon seine Konzerttätigkeiten eingestellt hatte. Der Musiker antowortete auf einen Brief Monsaingeons und lud ihn zu sich ein, obwohl dieser zu dem Zeitpunkt erst einen Film gedreht hatte und kaum bekannt war.

Im Programm der Retrospektive Monsaingeons in Odessa werden drei Dokumentarfilme gezeigt. Im Streifen Richter, der Unbeugsame (1998), der äußerlich biografisch ist, beleuchtet der Regisseur jedoch eher die schöpferische Persönlichkeit des Pianisten als die Begebenheiten seines Lebens. Archivaufnahmen wechseln mit Ausschnitten aus dem Tagebuch ab, die von Richter selbst vorgelesen werden. Geschichten über das nicht so einfache Leben des Musikers in der sowjetischen Gesellschaft bleiben außen vor. Davon erzählt Monsaingeon in seinem Buch über Richter, das im gleichen Jahr erschien wie der Film.

Der zweite Film der Retrospektive ist David Oistrach: Künstler des Volkes? (1994). Er wurde 20 Jahre nach dem Tod des berühmten Odessaer Geigers gedreht und enthält alte Filmaufnahmen der Auftritte Oistrachs sowie Interviews mit seinen Kollegen und seinem Sohn. Oistrach war überhaupt der Auslöser für Monsaingeons Interesse an der klassischen Musikkultur in der Sowjetunion. Als er als neunjähriger den Geiger hörte, beschloss er russisch zu lernen, um das Denken von solchen herausragenden Menschen wie Oistrach besser zu verstehen.

Das Interesse an der Musikkultur der sowjetischen Epoche hatte noch eine weitere Arbeit Monsaingeons zur Folge: den Film Verbotene Noten. Szenen aus dem Musikleben Sowjetrusslands (2004). Der Regisseur beschäftigt sich dabei mit der Frage nach dem Einfluss der ideologischen Unfreiheit auf die schöpferische Freihheit und sucht die Antworten bei Musikern wie Gennadi Roshdestwenski, Rudolf Barschai und Viktoria Postnikowa.

Die Präsentation der Filme von Bruno Monsaingeon wird im Rahmen des Jubiläums zum 100. Geburtstag von Swjatoslaw Richter vom Deutschen Kulturzentrum Bayerisches Haus Odessa mit der Unterstützung des Honorarkonsuls der Bundesrepublik Deutschland in Odessa und des Deutschen Kulturforum östliches Europa realisiert.

Programm:

Odessaer Filmstudios, Art-Center »Vera Cholodnaja«,
Franzuski bulv. 33
Montag, 18.5.2015, 19.00 Uhr
Richter – der Unbeugsame. F 1998. 154 Min. Eintritt frei

Odessaer Filmstudios, Art-Center »Vera Cholodnaja«,
Franzuski bulv. 33
Dienstag, 19.5.2015, 19.00 Uhr
David Oistrach – Künstler des Volkes? F 1994. 74 Min. Eintritt frei


Museum der Cognac-Fabrik Schustow, ul. Melnickaja 13
Ein Abend mit Bruno Monsaingeon:
Verbotene Noten. Szenen aus dem Musikleben im sowjetischen Russland. F 2004. 55 Min. Für geladene Gäste

Originaltext auf russisch ist hier zu finden.