Bundeskanzlerin Angela Merkel schrieb in ihrem Beileidstelegramm an die polnische Ministerpräsidentin Kopacz »Wir verneigen uns vor dem Lebenswerk und der Humanität dieses großen Menschen«.
Auch wir trauern um Władysław Bartoszewski, der am Freitag, den 24. April 2015 im Alter von 93 Jahren in Warschau gestorben ist.
Als ehemaliger polnischer Außenminister, Untergrundkämpfer im polnischen Widerstand gegen die deutschen Besatzer und Häftling in Auschwitz (Lagernummer 4427), als Diplomat, Historiker und Publizist hatte sich Władysław Bartoszewski bis zuletzt politisch engagiert und für die Aussöhnung zwischen Polen und Deutschland eingesetzt.
Während des Zweiten Weltkriegs hat er sich bei der Untergrundorganisation "Żegota" engagiert, einem christlich-jüdischen Gemeinschaftsverband, der etwa 75.000 Juden rettete. 1944 nahm er am Warschauer Aufstand teil. Nach dem Krieg, in der Zeit des Stalinismus in Polen wurde er verfolgt und in den Jahren 1946–1948 i 1949–1954 verhaftet. In den späteren Jahren wurde er in der antikommunistischen Opposition tätig. Nach der Verhängung des Kriegsrechts wurde er 1981 inhaftiert. Von 1990 bis 1995 war er polnischer Botschafter in Wien, 1995 und von Juni 2000 bis September 2001 war er Außenminister Polens. Seit November 2007 war er Staatssekretär und außenpolitischer Berater des polnischen Ministerpräsidenten Donald Tusk.
Noch am 19. April hat er an den Gedenkfeiern zum 72. Jahrestag des Aufstands im Warschauer Ghetto teilgenommen und eine viel beachtete, berührende Rede gehalten. Am 4. Mai wird er auf dem berühmten Warschauer Friedhof Powązki feierlich beigesetzt.
Für sein lebenslanges Engagement erhielt Bartoszewski zahlreiche internationale Auszeichnungen, unter anderem das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik und den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Als "Gerechter unter den Völkern" wurde er von Israel mit der größten Ehrung ausgezeichnet, die das Land zu vergeben hat.
Thomas Schulz betreut als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Kulturforum östliches Europa das Fachreferat Literatur und das Länderreferat Polen.