Deutsche Welle, Monitor Ost- / Südosteuropa, 19.11.2003
Warschau, 15.11.2003, RZECZPOSPOLITA, poln.
Der soziokulturelle Verband der Deutschen (TSKN) bemüht sich, an Ämtern, Schulen und Institutionen in der Region Oppeln/Opole zweischprachige Schilder in polnischer und in deutscher Sprache anzubringen. Falls dies gelingen sollte, wird das ein erster Fall in Polen sein, in dem an öffentlichen Institutionen zweichsprachige Schilder angebracht werden.
»Wir agieren im Rahmen der Gesetzgebung, die sowohl durch die Verordnung des Innenministers geschaffen wurde als auch zum Standard der Europäischen Union gehört», meint Bruno Kosak, der stellvertretende Vorsitzende des soziokulturellen Verbandes der Deutschen.
Der erste Schritt wurde durch die Behörden der Gemeinde Groß Lassowitz/Lasowice Wielkie gemacht. Noch vor dem EU-Referendum wurden am Gemeindegebäude rote Tafeln mit weißer Schrift in deutscher Sprache angebracht: »In der Nähe der Tafeln in polnischer Sprache haben wir die deutsche Übersetzung angebracht und niemand hatte Probleme damit«, sagt Gunter Jendroszczok und fügt hinzu: »Erst der Woiwode wies uns darauf hin, dass sich die Tafeln in deutscher Sprache von denen in polnischer Sprache farblich unterscheiden sollen. Daraufhin brachten wir bunte Symbole unserer Gemeinde in einer der Ecken der Tafel an und informierten den Woiwoden. Jetzt ist alles in Ordnung.«
Eine völlig andere Meinung vertritt jedoch Przemysław Nijakowski, der Kabinettsdirektor des Woiwoden der Region Oppeln/Opole: »Die Verordnung des Innenministers sieht zwar die Anbringung zusätzlicher Tafeln 'in der Sprache einer Minderheit, die in einem Ballungsgebiet lebt‘, vor, aber in dieser Vorordnung wird lediglich von Informationstafeln gesprochen, die sich eindeutig von den polnischen amtlichen Tafeln unterscheiden sollten. Die Angelegenhit in Lasowice wird zur Zeit von unseren Juristen geprüft. Ich weiß nicht, ob die bereits vorgenommenen Änderungen ausreichen. Wir ermutigen diejenigen, die die Verordnung des Innenministers nutzen wollen, sich mit uns vorher in Verbindung zu setzen. Dies wird helfen, Fehler zu vermeiden und dadurch werden auch die Gesetze genau befolgt.«
Die Verbände der in der Region Oppeln lebenden Deutschen bereiten sich auf eine großangelegte Aktion in dieser Region vor: »Wir verfügen schon über bestätigte Übersetzungen der Namen der Ämter und Institutionen. Außerdem bereiten wir einheitliche Tafeln vor, mit dem Hintergrund entweder in der Farbe der EU oder in den nationalen deutschen Farben. Am Anfang denken wir vor allem an die Ämter. Aber warum sollte es diese Aufschriften an Bahnhöfen, Schulen, Bibliotheken, Postämtern und anderen öffentlichen Gebäuden nicht geben?«, sagt Bruno Kosak. […]
Die Schreiben des soziokulturellen Verbandes der Deutschen sollten sich an alle Selbstverwaltungen in der Woiwodschaft Oppeln richten, weil die Woiwodschaft nach Meinung von Bruno Kosak als eine Einheit betrachtet werden sollte, die – nach verschiedenen Angaben – von Personen bewohnt wird, von denen 15 bis 30 Prozent deutscher Nationalität sind.
In vielen Gemeinden der Region bilden die Deutschen jedoch nur eine kleine Minderheit und in den polnischen Gesetzen wird leider nicht genau präzisiert, wie der Begriff »Ballungsgebiet einer Minderheit« interpretiert werden soll. »Alles wird von der Selbstverwaltung abhängen. Vieles sollte auch in dem Gesetz über nationale und ethnische Minderheiten festgelegt werden. Auf jeden Fall beraten wir zur Zeit nicht, ob eine Aufschrift in deutscher Sprache neben der Tafel mit dem Namen unseres Amtes angebracht werden soll oder nicht«, sagte Przemysław Nijakowski vom Woiwodschaftsamt.
Über den Vorschlag des soziokulturellen Verbandes der Deutschen äußert sich auch Andrzej Spor, der Landrat des Kreises Namslau/Namysłow: »Falls wir einen offiziellen Antrag bekommen sollten, wird darüber im Kreisrat diskutiert und der Kreisrat wird die endgültige Entscheidung treffen. Privat sehe ich solch eine Notwendigkeit nicht.«
Wenn es den Aktivisten des soziokulturellen Verbandes der Deutschen gelingen sollte, die zweisprachigen Tafeln durchzusetzen, dann werden sie Vorkämpfer sein. Ähnliche Ideen gab es zwar in einigen Gemeinden in der Region Podlasie, die von vielen Personen weißrussischer Abstammung bewohnt wird, aber bisher wurde dort keine zweisprachige Tafel angebracht.