Call for Paper für eine Konferenz des Doktoratskollegs »Das österreichische Galizien und sein multikulturelles Erbe« im Mai 2015 in Wien
1

von Magdalena Baran-Szoltys

Das Doktoratskolleg (DK) »Das österreichische Galizien und sein multikulturelles Erbe« befasst sich mit den interdependenten Kulturen, Literaturen, Sprachen, Religionen, Ökonomien, ethnischen und sozialen Gruppen des österreichischen Kronlandes Galizien und Lodomerien von seiner Inkorporation in das Habsburger Reich im Jahre 1772 bis zum Jahre 1918 und mit dem Erbe Galiziens in Polen, der Ukraine und Österreich sowie in der Emigration bis zur Gegenwart. Die Region stieß in den letzten Jahren verstärkt auf das Forschungsinteresse unterschiedlicher Disziplinen. Dabei wird einerseits der kulturelle Reichtum dieses Raums betont, andererseits aber auch auf die periphere Lage und die damit verbundene Armut der Provinz verwiesen.

Galizien wirkt bis heute in vielfältiger Weise fort – sowohl im Mythos einer multikulturellen europäischen Region, auf den immer wieder rekurriert wird als auch in den Stereotypen, mit denen die Bewohner dieser Region konfrontiert werden. Nicht zuletzt spielt auch die Nostalgie an die »gute alte Zeit« der Habsburgermonarchie bis heute eine Rolle.

Ziel der vom Doktoratskolleg Galizien organisierten Konferenz ist es, gängige Bilder von Galizien aufzubrechen und so den Blick für neue Perspektiven zu öffnen. Der Konferenztitel »Galizien in Bewegung« stellt die Vorstellung Galiziens als statische »unbewegliche« Peripherie bewusst in Frage und richtet den Fokus auf die unterschiedlichsten Austauschbeziehungen, in welche die Region in der Zeit der Habsburgermonarchie und auch danach eingebunden war. Unter diesen Austauschbeziehungen verstehen die Veranstalter vor allem folgende drei Aspekte:

Wahrnehmungen

Die Wahrnehmungen Galiziens waren damals und sind noch heute äußerst heterogen – sie reichen vom viel zitierten »galizischen Elend« über das Bild des jüdischen Shtetls bis hin zur Vorstellung der Region als Wiege der polnischen wie ukrainischen Nationalbewegungen. Ihren Ausdruck findet dies nicht nur in den unterschiedlichen literarischen Darstellungen und in der Historiografie, sondern nicht zuletzt auch in kulturellen und politischen Debatten, wo bis zur Gegenwart noch auf Galizien Bezug genommen wird.

Begegnungen

Das Gebiet Galiziens war bis zum Zweiten Weltkrieg von drei großen ethnokonfessionellen Gruppen – Polen, Ukrainern und Juden – und der damit einhergehenden äußerst komplexen soziokulturellen Situation geprägt. Damit verbunden waren einerseits vielfältige Austauschbeziehungen auf sprachlicher, kultureller, politischer und wirtschaftlicher Ebene, andererseits aber auch starke Konflikte. Nach dem Ende Galiziens als multiethnische Region manifestieren sich solche Begegnungen im Aufeinanderprallen von jeweiligen nationalen Narrativen oder in individuellen Erinnerungen.

Verflechtungen

Ungeachtet der peripheren Lage war Galizien stark mit anderen Regionen verflochten – sowohl innerhalb der Habsburgermonarchie als auch in einem globalen Kontext. Diese Verflechtungen entstanden etwa durch wirtschaftliche Kontakte, insbesondere aber durch intensive Migrationsbewegungen, welche Galizien seit dem Ende des 19. Jahrhunderts stattfanden. Die Folge waren zahlreiche Vernetzungs- und Transferprozesse, welche die Region nachhaltig – weit über das Jahr 1918 hinaus – prägen sollten.

Das Doktoratskolleg Galizien arbeitet interdisziplinär und freut sich deshalb besonders über Bewerbungen von VertreterInnen verschiedenster geistes- und sozialwissenschaftlicher Disziplinen, die sich mit der Rezeptionsgeschichte Galiziens in der Literatur, mit sozial-, religions- oder kulturgeschichtlichen Fragestellungen oder mit dem politischen Diskurs in diesem Raum befassen.

Bewerbungen

Abstracts von 300 bis 400 Wörtern auf Deutsch oder Englisch sollen gemeinsam mit einem kurzen Lebenslauf (CV) und Kontaktdetails (E-Mail, Telefon, Postadresse) bis zum 15. September 2014 an folgende Adresse gesendet werden: galizienkonferenz2015.Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Die Konferenzsprachen sind Deutsch und Englisch (ohne Simultanübersetzung). Es gibt die Möglichkeit, sich für ein Reisestipendium zu bewerben. Im Anschluss an die Konferenz ist die Veröffentlichung der Beiträge in einem Tagungsband geplant.

Informationen zur Konferenz finden sich hier auf der Homepage des Doktoratskollegs. Mitorganisator ist das Wien Museum Karlsplatz, in dessen Räumlichkeiten die Konferenz stattfinden wird.