Begegnung mit dem Autor Jaroslav Rudiš
Marko Martin
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Neue Zürcher Zeitung, 21.10.2013

[…] Der tschechische Autor, der – nach zwei Hörspielen und einem Opernlibretto – gerade mit einem Kollegen an einem deutschen Drehbuch schreibt, ähnelt all den Jüngeren im wörtlichen Sinne bis aufs Haar und sagt dennoch solche Sätze: »Ich komme aus der böhmischen Provinz und bin aufgewachsen mit einer historischen Amnesie, die blind war für die Tiefenschichten dieser Gegend, ihrer ehemaligen Mischung aus Tschechen, Deutschen, Juden und Zigeunern. Meine Magisterarbeit habe ich deshalb über das deutschsprachige Reichenberger Tageblatt geschrieben, das ab 1918 loyal zur tschechischen Republik stand, ein wunderbares Feuilleton besass und noch nach 1933 eine Weile versucht hatte, gegenüber dem über die Grenze schwappenden Nationalsozialismus immun zu bleiben. Kennt heute kein Mensch mehr, wurde allerdings schon zu kommunistischen Zeiten totgeschwiegen … Warum erzähle ich das? Weil ich schon aus solchen Gründen das gegenwärtige Oberflächen-Surfen gar nicht als neues Phänomen betrachten oder beklagen kann. Eher schon als die ewig alte Herausforderung, der sich Schriftsteller stellen müssen, wenn sie Geschichten bewahren und erzählen wollen.« […]

Herr Nebels Gespür für Kursbücher
Der gesamte Artikel in der Online-Ausgabe der NZZ