Die Zeitung antwortet auf Vorwürfe des Sejmabgeordneten Henryk Kroll

Deutsche Welle Monitor Ost- / Südosteuropa, 13.10.2003

Annaberg/Görlitz/Ratingen, 10.10.2003, UNSER OBERSCHLESIEN, deutsch

Seit einigen Tagen werden wir in der Redaktion unserer Zeitung mit Anfragen polnischer Journalisten geradezu überrollt. Wie stehen Sie zur deutsch-polnischen Nachbarschaft? Wie stehen Sie zu dem »Zentrum gegen Vertreibungen« in Berlin? Wie stehen Sie zu Herbert Hupka? Wie stehen Sie zur EU-Integration Polens? Sogar aus der Görlitzer Stadtverwaltung wurden wir über entsprechende Aktivitäten aufgebrachter polnischer Journalisten informiert.
Fragten wir nach dem Grund dieses plötzlichen Interesses an »Unser Oberschlesien«, so lautete die Antwort: Führende Vertreter der deutschen Organisationen in Oberschlesien nennen ihre Zeitung rechtsradikal und gefährlich, so dass sie eigentlich verboten gehöre. Empört und erstaunt zugleich fragten wir bei unseren polnischen Kollegen nach: Welche »Vertreter der Deutschen« reden solchen Unsinn über diese an christlichen und freiheitlich-demokratischen Werten orientierte Heimatzeitung, und das zu einer Zeit, in der ohnehin im deutsch-polnischen Verhältnis die Wogen hochschlagen? Die Antwort lautete einhellig: Der Sejmabgeordnete Henryk Kroll hält Ihre Zeitung für so extrem und gefährlich, dass ihr Erscheinen eigentlich untersagt werden müsste. Und die, die uns das sagten, waren nicht irgendwelche polnischen Journalisten, sondern Redakteure angesehener Medienorgane, wie z. B. vom Fernsehsender TVN oder von der Tageszeitung »Rzeczpospolita«.
Wir können nur ahnen, auf welche Weise der Denunziant Henryk Kroll, der immerhin auch Bezirksvorsitzender der »Sozial-Kulturellen Gesellschaft der Deutschen im Oppelner Schlesien« ist, diese unwahren, böswilligen und beleidigenden Unterstellungen verbreitet. Dieser Vorgang ist unbeschreiblich und wirft einmal mehr ein Licht auf die an alte Zeiten erinnernden politischen Umgangsformen des Herrn Kroll & Co. Nach dem Motto »Wer nicht für mich ist, ist gegen mich« soll alles niedergemacht werden, was nicht in den Kram passt. Als Joachim Czernek in der Frage einer Koalition der Minderheit mit der SLD eine auch von unserer Zeitung vertretene, am Subsidiaritätsprinzip orientierte, Position vertrat, gab es keine an demokratischen oder europäischen Werten orientierte Diskussion. Sofort wurde die Machtfrage gestellt, und der honorige Joachim Czernek verlor nicht nur seine Position als Landrat, sondern wurde sogar aus der »Sozial-Kulturellen Gesellschaft der Deutschen im Oppelner Schlesien« ausgeschlossen. Ähnlich erging es zuvor Professor Gerhard Bartodziej. Viele Jahre war er angesehener Präsident des »Verbandes der deutschen Gesellschaften in Polen«. Als er Ende der neunziger Jahre laut darüber nachdachte, die deutschen Fördermittel mehr für Maßnahmen zur Erhaltung der deutschen Identitäts- und Kulturarbeit einzusetzen, wurde eine unredliche Stasi-Kampagne gegen ihn aufgebaut, ähnlich brutal und verletzend, wie sich die jetzt gegen diese Zeitung inszenierte Hetzkampagne gestaltet.
Nur mit einem Unterschied: »Unser Oberschlesien« wird durch eine auch noch so rücksichtslos betriebene Schmutzkampagne nicht zu stoppen sein. Erstens weiß jeder Leser um die Unwahrheit und Gemeinheit der verbreiteten Vorwürfe. Zweitens sind die Zeiten totalitärer Unterdrückungsapparate vorbei, so dass wir uns mit journalistischen und strafrechtlichen Mitteln gegen eine solche Agitation zu wehren wissen. (UO) (sta)