Das Pilotprojekt des Instituts für Ost- und Südosteuropaforschung Regensburg stellt die komplexen konfessionellen Verhältnisse der Russlanddeutschen in der Sowjetunion während der Zwischenkriegszeit in den Mittelpunkt
Katrin Boeckh

Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Regensburg • 11.09.2012

Das Vorhaben stellt die komplexen konfessionellen Verhältnisse der Russlanddeutschen in der Sowjetunion während der Zwischenkriegszeit in den Mittelpunkt. Es untersucht, wie Russlanddeutsche im Rahmen ihrer konfessionellen Verankerung auf die Bedrohung ihrer kulturellen Identität während der Stalinschen Verfolgungen reagierten, welche auch klandestinen Abwehrmechanismen sie entwickelten und inwieweit gerade interkonfessionelle sowie interethnische Beziehungen – zwischen Lutheranern, Mennoniten und Katholiken bzw. zu anderen nicht-orthodoxen Minderheiten wie Polen, Litauern u.a. – stabilisierende Faktoren in einem instabilen politischen Umfeld bilden konnten.

Ferner werden politisch, diplomatiegeschichtlich und konfessionell-kulturell relevante Handlungsfelder herausgehoben, auf denen die Russlanddeutschen, die Sowjetregierung und die römische Kurie während der 20er und dann während der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts in Kontakt standen, aufeinander reagierten und gewissermaßen auch miteinander agierten. Damit wird das Thema aus russ-landdeutscher, sowjetischer sowie vatikanischer Perspektive beleuchtet; letztere steht im vor-liegenden Pilotprojekt im Vordergrund.

Als erstes Ergebnis wurde auf der Grundlage bisher nicht herangezogener vatikanischer Ar-chivquellen ein längerer Beitrag unter dem Titel »Russlanddeutsche katholische Geistliche in der Sowjetunion zwischen vatikanischer Diplomatie und staatlicher Verfolgung (1917–1939)« verfasst.


Das Pilotprojekt wurde gefördert durch den Bundesbeauftragten für Kultur und Medien September 2011-September 2012 • in Kooperation mit dem Lehrstuhl für Kirchengeschichte der Komenský-Universität Bratisla-va/Slowakei, Prof. Dr. Emilia Hrabovec.