Deutsche Welle Monitor Ost- / Südoetseuropa, 01.09.2003
Warschau, 01.09.2003, PAP, poln.
Präsident Aleksander Kwasniewski ist der Meinung, dass es erstrebenswert ist, ein Zentrum zu gründen, das die Vertreibungen verschiedener Völker während und nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges dokumentiert. Er fügt jedoch hinzu, dass solch ein Zentrum einen europäischen Charakter haben und der Völkerversöhnung dienen sollte.
Aleksander Kwasniewski teilte in der Radiosendung »Sygnaly Dnia« am vergangenen Freitag (29.08.) mit, dass er mit Bundespräsident Johannes Rau darüber beraten habe, solch ein Zentrum auf dem Balkan zu gründen, z. B. in Sarajewo, wo erst vor kurzem ethnische Säuberungen durchgeführt wurden.
»Ich spreche mich für solche Initiativen aus, die keine Konflikte hervorrufen und nicht der Fälschung der Geschichte dienen. Aus diesem Grunde könnte die Idee eines Zentrums gegen Vertreibungen durchaus einen Sinn haben, aber nur dann, wenn sie der Versöhnung dient«, sagte Aleksander Kwasniewski (...)
Seiner Ansicht nach kann man die Argumente verstehen, dass die deutschen Vertriebenen nach den vielen Jahren seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges Wiedergutmachung zumindest in Form von Erinnerung brauchen. Dies gehe aber nur unter einer Bedingung: Man dürfe nicht vergessen, wer diesen Krieg angezettelt hat und wer die Verantwortung für die Morde, für die Tragödien und den Holocaust trägt.
Aleksander Kwasniewski betonte, dass dieses Zentrum einen europäischen Charakter haben sollte, weil »wir dabei von vielen Vertreibungen sprechen, die viele Nationen in Europa nicht nur während und nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs erleiden mussten. Wir dürfen nicht vergessen, dass solch ein Zentrum der einzigen Wahrheit dienen sollte: ‘Niemals mehr Krieg, immer Verständigung, immer Dialog und immer das Suchen nach gemeinsamen Werten‘«.
Aleksander Kwasniewski teilte außerdem mit, dass sich der Bundespräsident im Juli d. J. an ihn mit der Bitte gewandt habe, bei der Erarbeitung einer internationalen Konzeption für dieses Zentrum mitzuwirken. »Wir dachten an unsere Partner sowohl in Mitteleuropa als auch auf dem Balkan. Es wurden Arbeitsgruppen gebildet. Mein Vertreter, Professor Jerzy Makarczyk, wurde in diese Vorbereitungen miteinbezogen. Ein Treffen in Berlin fand bereits statt und es werden weitere Treffen folgen. Wir Suchen nach einer Lösung, die sich nicht gegen die Gefühle von vielen Menschen in der Bundesrepublik richtet aber gleichzeitig eine gemeinsame europäische Initiative darstellt, die der Versöhnung, dem Frieden und der Bekämpfung von Gewalt und Kriegen dient«, sagte Aleksander Kwasniewski. (Sta)