Deutschlandfunk • 18.12.2011
[…] Und Havel überraschte nicht nur seine eigenen Landsleute, als ihn sein erster Staatsbesuch ausgerechnet nach Deutschland führte. Er war fest entschlossen, in den Beziehungen zwischen beiden Ländern, die im 20. Jahrhundert so tragisch verlaufen waren, ein versöhnliches Zeichen zu setzen. Mehrfach verurteilte Havel während seiner Amtszeit die Vertreibung der Sudetendeutschen:
»Das war keine Strafe, sondern Rache. Außerdem haben wir die Deutschen nicht aufgrund einer erwiesenen Schuld vertrieben, sondern einfach als Angehörige einer Nation. Und so haben wir – in der Meinung, der historischen Gerechtigkeit freien Lauf zu geben, vielen unschuldigen Menschen unrecht getan – vor allem Frauen und Kindern.«Gleichwohl tastete Havel die umstrittenen Beneš-Dekrete, die nach dem Krieg die Enteignung und Ausbürgerung der deutschen Minderheit legitimiert hatten, nicht an. Zu groß waren im eigenen Land die Widerstände – und Havel, der Mann des Ausgleichs, respektierte das. Ein anderer Präsident als der ehemalige Dissident mit dem hohen moralischen Ansehen, hätte den Aussöhnungsprozess mit Deutschland wohl kaum so weit vorantreiben können, wie Václav Havel es tat. […]
- Dissident, Demokrat, Dichterpräsident
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