Folklore statt Geschichte: Cătălin Dorian Florescus Roman »Jacob beschließt zu lieben« über die doppelte Deportation der Rumäniendeutschen
Jörg Magenau

Süddeutsche Zeitung • 05.09.2011

[…] Das zurückgebliebene Banat mit seinen zurückgebliebenen Donauschwaben im Jahre des Herrn 1924 ist der Ausgangspunkt einer Geschichte voller Blut und Gewalt, Flucht und Vertreibung, und Cătălin Dorian Florescu hat sich vorgenommen, sie möglichst prall und bunt und derb als – wie heißt es doch: – »großes Geschichtspanorama« zu erzählen. […] In der Kritik wurde Florescu immer wieder ein Hang zur Folklore vorgehalten. Das trifft auch auf diesen Roman zu. Das Folkloristische besteht darin, Geschichte zu benutzten, um damit erzählerische Effekte zu erzielen. Geschichte löst sich dann in Geschichten auf. Die Vertriebenen und Fliehenden werden damit gleich noch einmal in Haft genommen: diesmal als Verschiebemasse eines Autors und seines Willens zum Roman. Vielleicht berührt das Ganze deshalb so wenig – trotz der ungezügelten Erzähl-Lust und einzelner eindrucksvoll gelungener Passagen […]