Die Schule hofft auf die Unterstützung von Sponsoren

Deutsche Welle Monitor Ost- / Südosteuropa, 22.08.2003

Bonn, 21.8.2003, DW-radio / Russisch

Die heutige Ausgabe des Radiojournals »Menschen und Gesellschaft« ist der Bildung in Tadschikistan gewidmet – genauer dem deutschen Gymnasium in der Stadt Chudschand. Es wurde vor noch nicht allzu langer Zeit eröffnet und die Anzahl derjenigen, die es besuchen wollen, steigt mit jedem Jahr. Das Gymnasium, dem es auf den ersten Blick gut zu gehen scheint, hat aber seine Probleme. Einzelheiten in einem Bericht unseres Korrespondenten in Tadschikistan Chajrullo Mirsaidow:

Das Goethe-Gymnasium in der Stadt Chudschand im Gebiet Sogdi besteht bereits seit drei Jahren. Im Jahre 2002 besuchten es 176 Schüler, von denen 13 aus deutschen Familien stammen, die in dieser Region leben. Nach Angaben des Direktors des Gymnasiums, Umar Karimow, wird sich die Anzahl der Schüler weiter erhöhen. Jedoch ist die Schule nicht in der Lage, jährlich immer mehr Schüler aufzunehmen, weil das Gebäude, in dem das Gymnasium untergebracht ist, nur für 200 Personen angelegt ist. Aber viel mehr Schüler wollen das Gymnasium besuchen. Das ist allerdings nicht das größte Problem. Die Leitung des Gymnasiums wurde in diesem Jahr mit einem viel ernsteren Problem konfrontiert. Das Gebäude der Schule, das gemäß einem Vertrag bei der Regierung für 15 Jahre angemietet wurde, wurde privatisiert und von einem bekannten Unternehmer im Gebiet Sogdi übernommen. Nun verlangt der Besitzer des Gebäudes für dessen Nutzung eine gewaltige Summe, die dem Direktor zufolge das Gymnasium nicht bezahlen kann.

Umar Karimow, Direktor des Gymnasiums: »Leider können wir die notwendige Summe nicht aufbringen. In dieser Frage haben wir uns schon an die Behörden gewandt und derzeit wird noch verhandelt. Ich hoffe, dass es zu einer positiven Lösung kommt. Um das Problem ganz aus der Welt zu schaffen, muss man das Gebäude kaufen. Dafür benötigen wir 60 000 US-Dollar. Wenn es keine Unterstützung von Sponsoren geben wird und wir nicht in der Lage sein werden, das Gebäude zu kaufen, dann wird sich dieses Problem jedes Jahr wiederholen.«

Darüber hinaus braucht das Gymnasium einen Lehrer, der Deutsch unterrichtet und Angelegenheiten der Schule koordiniert. Trotz aller Probleme verbessert das Gymnasium jedes Jahr den Unterricht, auch mit Unterstützung der deutschen Seite.

Umar Karimow: »Bislang haben wir nach den Lehrplänen 'Einblicke' und 'Alles Gute' gearbeitet. Lehrbücher wurden uns auch von der Deutschen Welle zur Verfügung gestellt. Aber wir müssen noch viele Probleme lösen.«

Bis heute haben neun Schüler und zehn Lehrer des Gymnasiums Deutschland besucht, wo sie sich über die deutsche Methodik informiert haben. Geplant ist, den gesamten Unterricht in Zukunft in deutscher Sprache abzuhalten. Deswegen müssen alle Lehrer ein Praktikum in Deutschland absolvieren. Ferner veranstaltet die Leitung des Gymnasiums jedes Jahr Sprachseminare, an denen Schüler des Gymnasiums, Kinder aus deutschen Familien im Gebiet Sogdi und Gäste aus Deutschland teilnehmen. Umar Karimow betonte, Hauptziel solcher Veranstaltungen sei es, die Kenntnisse des Deutschen zu verbessern und das Sprechen der deutschen Sprache zu üben. Alle Absolventen des Gymnasiums haben die Möglichkeit, ohne eine Prüfung in Deutschland in eine Hochschule aufgenommen zu werden.

Umar Karimow: »Aufgabe des deutschen Zentrums ist die Kulturpflege. Zusammen mit der deutschsprachigen Bevölkerung begehen wir Feiertrage, beispielsweise das katholische Weihnachtsfest und auch Ostern, den Tag der deutschen Einheit und andere. Wir werden oft von Vertretern der deutschen Gemeinschaft besucht. Es kommen nicht nur Deutsche, sondern auch Tadschiken, Juden, Usbeken und andere. Somit haben wir kein rein deutsches Zentrum, sondern eher ein Zentrum der internationalen Freundschaft.«

Trotz der Unterstützung verschiedener Organisationen fehlen dem Gymnasium Mittel, weswegen die Leitung sich in diesem Schuljahr gezwungen sah, das Schulgeld zu erhöhen. Ob sich dies auf die Anzahl derjenigen auswirken wird, die das deutsche Gymnasium besuchen wollen, wird die Zeit zeigen. (MO)