Dunav, Dunarea und Danub – die Donau kennt viele Namen auf ihrem Weg. Als Passagier eines Frachtschiffs, das in der Hitze des Sommers Autos von Bulgarien nach Deutschland transportiert, lernt man sie auf betörend ruhige Weise lieben.
Martin Sadek

Frankfurter Allgemeine Zeitung • 30.06.2011

[…] Am nächsten Vormittag durchfahren wir die Kataraktenstrecke, die früher als das gefährlichste Donaustück galt: Für die Schifffahrt war es ein Albtraum, denn die Vorboten der Transsilvanischen Alpen, deren Durchbruch die Kataraktenstrecke bildete, waren äußerst gefährlich: Stromschnellen am Felsen Greben, die tückischen Strudel des Giri-Gari-Steins, verborgene Riffs und Gegenströmungen, die Schluchten der beiden Kasane und schließlich das Eiserne Tor, ein siebenhundert Meter langes, schräg im Strom liegendes Felsenriff. Unzählige Schiffe sind hier verunglückt. All dies ist zum Glück heute Vergangenheit: Zwei Staustufen haben den Strom – in Rumänien heißt er Dunarea – gezähmt und um etwa dreißig Meter angehoben, die Steuerleute müssen sich nicht mehr bekreuzigen, und ihr Angstschweiß ist längst getrocknet. […] Nachmittags durchfahren wir eine wunderschöne und reizvolle Landschaft, der Auwald ist vielfach durchbrochen, viele kleine und größere Orte mit Stränden und regem Badeleben, es ist ja auch gerade Wochenende. Kanufahrer treiben an uns vorbei Richtung Budapest, Motorboote begleiten uns kurzzeitig, aber wir sind ihnen viel zu langsam. Der End- und Höhepunkt dieser sanften Hügellandschaft ist schließlich die Kathedrale in Esztergom, an der wir gegen achtzehn Uhr vorbeifahren. Das rechte Donauufer ist inzwischen slowakisch, hier heißt sie Dunaj. […]