In Oberschlesien wächst ein neues Selbstbewusstsein heran, das nicht polnisch und nicht deutsch, sondern »schlesisch« fühlt. Das gefällt nicht allen Polen und auch nicht allen in der deutschen Minderheit. Ein Besuch im »schlonsakischen« Kattowitz.
Konrad Schuller

Frankfurter Allgemeine Zeitung • 21.05.2011

[…] Woran also erkennt man den »Schlesier« neuen Typs? Natürlich spricht er Schlonsakisch, und das gibt ihm zunächst eine polnische Note, weil das Schlonsakische dem Polnischen deutlich näher ist als dem Deutschen. Anders als der Pole aber feiert er keine üppigen Namenstage, sondern den guten alten deutschen Geburtstag. Dafür gibt er dann (was einem Polen nie einfallen würde) seinen Kindern zur Einschulung eine »Tyta« mit, die gute alte deutsche Schultüte. »Der Schlesier« ist, wie Herr Maksymilian versichert, genau wie der Deutsche »redlich und ein wenig langsam«, während »der Pole« doch »flink und schnell« ist. Vor allem aber leitet »der Schlesier« sein Selbstbewusstsein aus der Arbeit in den Gruben ab. Er sieht sich als harten Malocher, auf dessen Schultern das ganze Land sich ausruht. Der Schlonsake, wie ihn Herr Maksymilian sieht, steht mit geschwärztem Gesicht unter Tage und hackt auf die Kohle ein, die bis heute mehr als neunzig Prozent des polnischen Stroms erzeugt. […]

Der neue Schlesier
Der gesamte Artikel in der Online-Ausgabe der f.a.z.