Streit über Autonomiebewegung im Südwesten Polens
Konrad Schuller

Frankfurter Allgemeine Zeitung • 07.04.2011

[…] Was das »Schlesiertum« wirklich ist, ist umstritten, Die Menschen, die sich zu ihm bekennen, sind Nachfahren jener deutsch-polnisch gemischten Bevölkerung Oberschlesiens, die nach dem Krieg nicht vertrieben wurde. Diese Menschen rechnen sich heute teils dem Polentum zu, teils gehören sie zur deutschen Minderheit. Manche – bei der Volkszählung 2002 waren es 173.000 – geben »schlesisch« als ihre Nationalität an. Meist sind das Menschen, die den »schlonsakischen« oder »wasserpolnischen« Dialekt sprechen, ein Idiom aus polnischen, tschechischen und deutschen Elementen. Ihre Familien sind in den Nationalitätenkonflikten Oberschlesiens ebenso oft von der deutschen wie von der polnischen Staatsmacht scheel angesehen worden, beide Seiten haben »Schlesier« für ihre Armeen rekrutiert, und so ist bei manchen Menschen in der Region heute das Bewusstsein lebendig, weder deutsch zu sein noch polnisch, sondern eben »schlesisch«. […]