Der Dichter Oskar Pastior, die Securitate und die anderen. Versuch, in einen Abgrund zu blicken
Ernest Wichner

Der Tagesspiegel • 05.03.2011

[…] Oskar Pastior aber, der sich verraten musste, um er selbst bleiben zu können, wird aufgebürdet, was gesellschaftsweit an Doppelzüngigkeit, Gemeinheit und Verrat stattgefunden hat. Die vier Berichte von seiner Hand, die bislang vorliegen, erfüllen nicht das Klischee von Dr. Jekyll und Mr. Hyde. Es gibt nicht den bösen und den guten Oskar Pastior, den Verräter und den großen Dichter, es bleibt die eine Person, die sich auch unter Zwang ein Minimum an Anständigkeit bewahrt hat. In den Berichten des IM »Stein Otto« gibt es keinen Denunziationseifer, kein Engagement für die Sache des Dienstes, der ihn in seine Abhängigkeit gebracht hatte. […]