Walter Mayr

Der Spiegel № 3/2011 • 17.01.2011

Die Enthüllungen über Spitzeleien des Dichters Oskar Pastior haben Streit ausgelöst unter den rumäniendeutschen Schriftstellern. Im Zentrum der Debatte um Schuld, Verrat und den aufrechten Gang in totalitärer Zeit steht die Nobelpreisträgerin Herta Müller.

[…] Die deutschsprachigen Dichter aus dem Banat, sagt Dinescu, hätten in der Ceauşescu-Zeit nicht als die größten Sorgenkinder der Securitate gegolten: »Das war eine kleine Pelikankolonie, weit weg von Temeschwar, aber immer im Visir.« Er selbst hat sich damals aufs Leben im Spitzelstaat seinen eigenen Reim gemacht. Und der geht so:

»Wie brotteig wächst sie
meine akte;
sie bläht sich, blubbert, sie geht auf.
geliebte, lass uns ein paar takte
tanzen im abgelegten lebenslauf.«
Dass selbst der kongeniale Übersetzer des Gedichts, der Banater Lyriker Werner Söllner, inzwischen bekannte, Informant der Securitate gewesen zu sein, ändert nichts an Dinescus Überzeugung: »Über das, was damals war, ist heute schwer zu urteilen.« […]

  • Gift im Gepäck

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