Frankfurter Allgemeine Zeitung • 21.12.2010
Horst Seehofer wollte eine schon verlorene Machtprobe nicht fortsetzen. Darum lud er sich selbst nach Prag ein und brach mit einer Art Hallstein-Doktrin der CSU: Nie wollte ein bayerischer Regierungschef offiziell einen Fuß auf tschechischen Boden setzen, solange die Tschechische Republik an den Beneš-Dekreten festhält.
[…] Aber auch den »vierten Stamm« Bayerns, die sudetendeutschen Wähler, vergaß Seehofer nicht. Zur Gesichtswahrung nahm er den Sprecher der Sudetendeutschen in seine Delegation auf, der in Prag sagte, er sei glücklich. Er durfte sich an die Abendtafel des Außenministers setzen, nicht aber am Gespräch mit Ministerpräsident Nečas teilnehmen; mit »Vereinen« von ehemaligen tschechoslowakischen Staatsangehörigen spricht die Prager Regierung nach wie vor nicht. Obschon sich inzwischen vor allem junge Tschechen mit den Massenmorden an Deutschböhmen nach dem Krieg auseinandersetzen, hält die tschechische Politik eisern die Einheitsfront bei der Verteidigung der Vertreibung als historisch gerechtfertigt und notwendig. Nicht ohne Erfolg, wie man sieht. […]
- Kapitulation an der Moldau
Der gesamte Artikel in der Online-Ausgabe der f.a.z.