Interview mit Hermann Schmidt, der als 17-jähriger in ein Lager nach Russland verschleppt wurde. Er beschloss zu fliehen: 1.400 Kilometer zurück nach Siebenbürgen
Hannah Schmidt und Carla Olbrich

Reutlinger General-Anzeiger • 14.12.2010

Ein Gespräch im Rahmen des Projekts »Zeitung macht Schule« des reutlinger general-anzeigers

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Wie bist Du ins Lager gekommen? Wusstet Ihr, wo Ihr hingebracht werdet?

Schmidt: Wir wurden von der Straße, aus den Familien, zu Bahnhöfen geschafft und in Viehwaggons, in Güterzüge verladen. Es war im Winter, ich selbst bin am 17./18. Januar verladen worden, von Hermannstadt aus, einer bedeutenden Stadt in Siebenbürgen. Wir konnten durch die Fenster, die Luken, sehen, wo wir entlangfuhren: Kronstadt, die Karpaten, Plojest. Dann hörte es auf, denn die kyrillischen Buchstaben kannte kaum jemand. Wir wussten nicht, durch welche Städte wir fuhren. Damals bin ich dann in das Kohlenrevier Donbass gekommen.

Welche Arbeit musstet Ihr verrichten und wie habt Ihr im Lager gelebt?

Schmidt: Wir sind verpflichtet worden, im Kohlebergwerk zu arbeiten. Gelebt haben wir in Steinbaracken mit Fenstern ohne Glas. Die ersten Nächte hatten wir minus 20, minus 25 Grad. Und als ich dann zur Arbeit ging im Februar, hatten wir sogar minus 34 Grad. Eine wahnsinnige Kälte war das. […]