Die Berliner Ausstellung »Musik im okkupierten Polen 1939–1945« macht eine verschüttete Kultur wieder sichtbar
Jan Brachmann

Frankfurter Allgemeine Zeitung • 18.11.2010

Es ist Chopin-Jahr, und da gibt es viel zu bedenken, zum Beispiel dieses: Am 31. Mai 1940 wurde von deutschen Nationalsozialisten das Chopin-Denkmal im Warschauer Lazienki-Park gesprengt und darauf in deutschen Gießereien umgeschmolzen. Ziel von Adolf Hitlers Besatzungspolitik war es, Polen als Kulturnation auszulöschen. […] Das 1926 von Wacław Szymanowski geschaffene Chopin-Denkmal konnte 1958 rekonstruiert werden. Anderes ist für immer verloren, etwa die private Sammlung des Forschers Leopold Jan Binental. Sie umfasste Briefe von Liszt, Schumann, Mendelssohn und Berlioz an Chopin, eigene Briefe von Chopin an Solange Clésinger (die Tochter von George Sand) oder an seinen Lehrer Józef Elsner, zudem Karikaturen von Chopins Hand. Binental, aus jüdischer Familie stammend, floh zunächst nach Wien, wurde dort 1944 verhaftet und nach Auschwitz deportiert. Seine Sammlung ist angeblich im selben Jahr verbrannt. Daran erinnert wird jetzt in einer erschlagend materialreichen Ausstellung mit dem Titel »Musik im okkupierten Polen 1939-1945«, die in der Hochschule für Musik »Hanns Eisler« Berlin zu sehen ist. […]