Böhmen | Manchmal kennt man einen Ort, ohne je dort gewesen zu sein. Aber dann ist doch alles ganz anders. Zur Geisterbeschwörung ins nordböhmische Teplitz/Teplice.
Andreas Schlüter

Frankfurter Allgemeine Zeitung • 02.12.2010

[…] Die Erinnerung ist wie ein weit entferntes und oft nur schwer zu bereisendes Land. Auf dem Weg in die Schlossbergstraße, dort, wo die Großmutter so glücklich und zufrieden wohnte und fast noch am Vorabend der Flucht ein im Garten vergrabenes, später Leben rettendes Schmuckkästlein fand, geht es am schon seit langem aufgelassenen alten Schönauer Friedhof vorbei. Allein das Seume-Grab ist erhalten. Wer kennt denn heute noch Johann Gottfried Seume, den Zeitgenossen Goethes, der mit seinem spaziergang nach syrakus die damalige literarische Welt verblüffte? Seume starb 1810 in Teplitz, und die Dichterin Elisa von der Recke sammelte Geld für eine bescheidene Grabstelle. […]