Prag will keine Gespräche über Beneš-Dekrete
Hans-Jörg Schmidt

Die Welt • 21.08.2010

[…] In der tschechischen Presse war man am Freitag sehr viel mutiger als die Kanzlerin. Der Grund liegt eineinhalb Autostunden südöstlich von Prag entfernt: im Dorf Dobronin (Dobrenz) bei Jihlava (Iglau), wo in dieser Woche die Gebeine mutmaßlich nach Kriegsende erschlagener und verscharrter Deutscher ausgegraben worden sind. Angesichts dessen, so schrieb die Wirtschaftszeitung hospodarske noviny, erscheine die alte Argumentation auch der neuen tschechischen Regierung, immer nur nach vorn zu sehen, als »sehr unappetitliches Theater«, handle es sich doch um die »Opfer eines ethnischen Mordes, den unsere Leute begangen haben«. Nečas könne, wie seine Vorgänger, »tausend Mal die Unantastbarkeit der Beneš-Dekrete beschwören. Dem Grauen, das aus dem Grab aufsteigt, in dem außer den Toten auch unser schlechtes Gewissen verscharrt wurde, kann niemand von uns entfliehen.« […]