Mord an den Sudetendeutschen – noch immer weigern sich die Tschechen, Verantwortung zu übernehmen
Stephan Templ

Neue Zürcher Zeitung • 10.06.2010

[…] Es gibt keinen internationalen Druck auf Tschechien, die Greueltaten von damals zu klären. Im Gegenteil: Man gab bei den Verhandlungen zum Lissabonner Vertrag Präsident Klaus nach und strich einen Paragrafen, der Eigentumsklagen gegen den tschechischen Staat ermöglicht hätte. Wobei die Eigentumsfrage natürlich eng mit der Geschichtsaufarbeitung verknüpft ist: 1939 wurden in der Tschechoslowakei von der deutschen Besatzungsmacht die Juden enteignet, 1945 war unter der Regie der Tschechen die deutschsprachige Bevölkerung an der Reihe und 1948 die tschechische Bourgeoisie. Was 1968 immer noch übrig war und was die politischen Emigranten hinterließen, fiel den Günstlingen des Regimes zu. […]