Eine eindringliche Ausstellung in München zeigt das Leben der Nobelpreisträgerin Herta Müller: ihre Kindheit, Verfolgung und natürlich die Literatur
Wiebke Porombka

Die Zeit • 21.5.2010

[…] Den Kuratoren Ernest Wichner und Lutz Dittrich gelingt es mit unaufdringlicher Inszenierung und gleichsam auf erschreckend anschauliche Weise zu zeigen, mit welch grausamer Logik und sinnloser Unerbittlichkeit totalitäre Regimes operieren. Neben den taubenblauen Vitrinen, die durch außen aufgedruckte Zitate und Photos aufgelockert werden, und verschiedenen Filmleinwänden, die zugleich den Raum strukturieren, bildet ein gespanntes Drahtseil, das sich über die gesamte Ausstellungsfläche zieht, das wesentliche optische, aber auch inhaltliche Element. Aufgehängt an diesem Draht scheinen die gut 900 Seiten der Akte »CRISTINA« immer wieder beinahe die Köpfe der Besucher zu streifen. Angeblich erst seit 1983 wurde sie über Herta Müller geführt und ihr im vergangenen Jahr schließlich (wenn auch nicht vollständig) zugänglich gemacht. […]