Nationalisten und Rassisten bestimmen die Zukunft des EU-Mitglieds Ungarn. Früher hat Wahlsieger Viktor Orban mit rechtsextremen Kräften paktiert. Jetzt hofft man, er möge sie in Schach halten.
Peter Steinke

Frankfurter Rundschau • 12.04.2010

[…] Was Westeuropa lange ignorierte: Weiter östlich ticken die Uhren anders, das hat historische Gründe. Ungarn hat sein Trauma aus dem verlorenen Ersten Weltkrieg längst nicht überwunden. Als Teil des unterlegenen Habsburger Reichs verlor es im Frieden von Trianon zwei Drittel seines Staatsgebiets; Millionen Ungarn leben dort seitdem als Minderheit. In Deutschland ist der von Rechtsnationalen sogenannte »Schandfrieden von Versailles« spätestens nach der Aussöhnung mit Frankreich und Polen Geschichte. In Ungarn träumen sich nicht wenige noch immer zu einstiger Größe zurück. Dabei wird gerne vergessen, dass die Magyaren in diesem aufgeblähten Vielvölkerstaat, der von der kroatischen Mittelmeerküste bis Transsylvanien reichte, erst nach forcierter Magyarisierungspolitik die knappe Mehrheit stellten. Erstes Ziel des autoritären Regimes der Zwischenkriegszeit war die Revision der Gebietsverluste, dafür paktierte man auch mit Hitlerdeutschland. […]

  • Die rechte Wende

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