Im böhmischen St. Joachimsthal/Jáchymov wurde lange Zeit Uranerz abgebaut – nach dem Zweiten Weltkrieg unter unvorstellbaren Qualen
Klaus Brill

Süddeutsche Zeitung • 07.04.2010

[…] Das Städtchen, bis 1945 überwiegend von Sudetendeutschen bewohnt, geriet nach Ende des Zweiten Weltkrieges unter sowjetische Kontrolle. Schleunigst sicherte sich Moskau durch Geheimvertrag mit der tschechoslowakischen Regierung das alleinige Nutzungsrecht an den Urangruben. Es war dann Uran aus Joachimsthal, mit dem der Diktator Josef Stalin 1949 die erste sowjetische Atombombe bauen ließ. Gefördert wurde das kostbare Mineral bis 1964, zunächst von deutschen Kriegsgefangenen und Sudetendeutschen, später von politischen Häftlingen des kommunistischen Regimes und tschechischen Zivilarbeitern. Sie waren in Speziallagern untergebracht und »erlitten unvorstellbare Qualen«, wie der bayerische Historiker Otfrid Pustejovsky in einem jüngst erschienen Buch über »die hölle von joachimsthal« ››› schreibt.