Manfred Kittel, Direktor der Bundesstiftung »Flucht, Vertreibung, Versöhnung«, über den Streit um Erika Steinbach und die künftige Arbeit des Dokumentationszentrums in Berlin
Jan Friedmann und Hans-Ulrich Stoldt

Der Spiegel № 53 • 28.12.2009

[…]
spiegel: Warum braucht die Bundesrepublik überhaupt eine zentrale Dokumentation? Das Thema findet sich in diversen Ausstellungen, an Büchern und Filmen ist auch kein Mangel.

Kittel: Das ist erst in jüngster Zeit so, nicht zuletzt angeregt durch die Diskussion um das Zentrum. […] Die westdeutsche Mehrheitsgesellschaft bewahrte Distanz gegenüber den Vertriebenen und ihrer Erinnerungskultur. Manche Kritiker sprechen sogar von einer gewissen Ghettoisierung.


spiegel: Wann soll das gewesen sein? Vertriebenen-Tage hatten früher viel mehr Bedeutung als heute, und an Bekenntnissen von Politikern hat es nie gemangelt.

Kittel: Na ja, es gab diese Bekenntnisse, nicht selten waren sie aber halbherzig. Den meisten Menschen galt der Verlust der Ostgebiete nicht ohne Grund als historischer Preis, den man für die furchtbaren Dinge zu zahlen hatte, die im deutschen Namen und von Deutschen selbst angerichtet worden waren. Deshalb wollte niemand an dem Unrecht der Vertreibung rühren. Die Vertriebenen taten es aber. Zwischen der Schwierigkeit, sich mit den Nazi-Verbrechen zu befassen, und dem Desinteresse an den Vertriebenen besteht ein Zusammenhang. Manche sehnten sich womöglich nach einem doppelten Schlussstrich. […]

  • Die anderen Russen

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