IM ja, Spitzel nein? Werner Söllners Securitate-Geschichte und Ceausescus Rumänien in den siebziger Jahren.
Gerhardt Csejka

Der Tagesspiegel • 12.12.2009

[…] Werner Söllner, obwohl im Banat geboren, studierte nicht in der Hauptstadt des Banats, Temeswar, sondern in Klausenburg/Siebenbürgen, wo sich aus Sicht der Securitate ebenfalls ein bemerkenswertes Gruppenphänomen herausgebildet hatte, wenngleich nicht in ähnlich organisierter Weise. Das ideologisch gefährliche Zentrum wurde hier nicht in studentischen Kreisen, sondern im Lehrkörper ausgemacht, vor allem ein Gastlektor aus der BRD konzentrierte die Aufmerksamkeit der Sicherheitsbehörde auf sich, und wer zu ihm gute Beziehungen unterhielt, geriet natürlich sofort ebenfalls in den Verdacht dissidentischer Hinterhältigkeit. Sehr praktisch für ihre Zwecke fand die Securitate offenbar die Existenz der großartigen dreisprachigen Studentenzeitschrift echinox an der Klausenburger Uni, weil sich da begabte junge Rumänen sowie ungarische und deutsche Minderheitler trafen, die einerseits ehrgeizig genug waren, die Grenzen des politisch Möglichen beziehungsweise Erlaubten zu erkunden, waren sie gerade als solche andererseits gewinnversprechend für die Zwecke der Securitate einsetzbar, sofern man sie dazu brachte, mitzuarbeiten. […]