Reaktionen aus Rumänien – Ein Gespräch mit Beatrice Ungar, der Chefredakteurin der »Hermannstädter Zeitung«
Tobias Rüther

Frankfurter Allgemeine Zeitung • 10.10.2009

f.a.z.: Frau Ungar, wie haben die Rumänen auf den Literaturnobelpreis reagiert?
Beatrice Ungar: »Glückwunsch, Herta! Der Literaturnobelpreis ist nach Rumänien gegangen. Die in Rumänien geborene Autorin hat den Literaturnobelpreis erhalten.« So stand es in der gesamten Presse. […]

f.a.z.: Könnte jetzt die Diskussion über den Status der Siebenbürger Sachsen oder Banater Schwaben nochmals aufleben?
Beatrice Ungar: Für mich ist das keine Frage. Herta Müller ist eine deutsche Schriftstellerin, ganz gleich, woher sie kommt. Sie schreibt deutsch, es ist ihre Muttersprache, so wie es auch meine ist. Ich sehe mich als Deutsche in Rumänien. Wenn man rumänisch-deutsch sagt, klingt das ein wenig seltsam. Welcher Teil von mir ist rumänisch, welcher deutsch? Gestern habe ich mich amüsiert, was im deutschen Fernsehen für interessante Zuordnungen kamen, also: Rumäniendeutsche, Deutschrumänin, Angehörige der deutschen Minderheit. Jemand hat nur „Berliner Autorin“ gesagt, das fand ich am besten, denn die Berliner freuen sich ja auch. Wir sind Deutsche im Rumänien, das ist inzwischen amtlich. […]