Vertriebenenstreit
Helga Hirsch

Die Welt • 06.03.2009

[…] Nur noch eine kleiner werdende Gruppe, die linke Gesinnung mit konservativer Beharrlichkeit und ideologischer Borniertheit vereint, stemmt sich dieser Entwicklung in Deutschland entgegen. Statt sich konstruktiv in die Debatte einzuschalten, wiederholt sie längst ritualisierte Formeln, die im Verhältnis zu unseren Nachbarn einem Versöhnungskitsch weit näher sind als einer wirklichen Annäherung zwischen den Menschen. Noch laufen die Debatten in Deutschland und in Polen aneinander vorbei. Deutschland diskutiert über Vertreibung als eine weitgehend existenzielle Erfahrung, die in eine differenziertere Geschichtsbetrachtung einfließen soll. Polen hingegen fühlt sich beim Thema Vertreibung der Deutschen zu einer Verteidigung eines kollektiven Opfer-Geschichtsbildes aufgerufen, das keine Differenzierung und Umwertung zulässt. […]