Ilse Webers Texte aus Theresienstadt
Maria Frisé

Frankfurter Allgemeine Zeitung • 17.10.2008

[…] Erschütternd ist der Bericht eines tschechischen Häftlings, der die Leichen aus den Öfen ziehen musste, über seine letzte Begegnung mit Ilse Weber. Sie erkannte den Landsmann und fragte ihn: »Stimmt es, dass wir duschen dürfen nach der Reise?« Er wollte nicht lügen. Das sei kein Duschraum, sondern eine Gaskammer, antwortete er. So schnell wie möglich solle sie mit den Kindern singend hineingehen, sich auf den Boden setzen und weitersingen. »So atmet ihr das Gas schneller ein. Sonst werdet ihr von den anderen zu Tode getreten, wenn Panik ausbricht.« – »Also werden wir nicht duschen«, waren Ilse Webers letzte Worte. […]