Radio Prag, 29.06.2003, Dagmar Keberlová
Prag bekennt sich zu moralischer Verantwortung der Vertreibung
Tschechien hat sich am Sonntag offiziell zu seiner moralischen Verantwortung für die Vertreibung von etwa drei Millionen Sudetendeutschen nach dem Zweiten Weltkrieg bekannt. »Wir bringen unser Bedauern zum Ausdruck, dass diese Ereignisse und Taten geschehen sind«, sagte Regierungschef Vladimir Spidla bei einer Veranstaltung im österreichischen Kloster Göttweig. Aus rechtlicher Sicht sowie bezüglich der Rückgabe der Güter gebe es allerdings keinen Raum für weitere Verhandlungen, sagte Spidla weiter. Tschechische Diplomaten sprachen von »einem weiteren Versöhnungsschritt«. Erst vor wenigen Tagen hatte sich Prag von der Vertreibung mit den Worten distanziert, die Taten seien »aus heutiger Sicht unannehmbar«.
Drei Initiatoren des Versöhnungskreuzes ausgezeichnet
In Frankfurt am Main wurden am Sonntag drei tschechische Initiatoren des Versöhnungskreuzes in Teplice nad Metuji mit dem umstrittenen Werfel-Preis ausgezeichnet, den deutsche Ausgesiedelte aus Mittel- und Osteuropa zu ersten mal verliehen haben. Die Verbindung des Schriftstellers Franz Werfel mit diesem Preis lehnt die Prager Jüdische Gemeinde ab mit dem Hinweis darauf, dass die Deutschen den Namen für ihre politische Ziele missbraucht haben sowie mit dem Hinweis auf Artikel des Schriftstellers aus dem Jahre 1938, in denen sich Werfel über die Rolle der Sudetendeutsche in Hitlers Expansion nach Osten kritisch äußerte.
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