Adam Krzemiński

Die Welt • 28.08.2008

Keiner hat für die Verständigung zwischen Polen und Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg mehr getan als Günter Grass. Dennoch wird in jüngster Zeit in Deutschland immer öfter mit ihm gehadert. In Polen dagegen ist man sogar bereit, Grass' Denkmäler mit Körpereinsatz zu schützen.

[…] Es waren die polnischen Gdanszczanie, die während der »Grass-Debatte« um das späte Bekenntnis des Schriftstellers, in den letzten Kriegsmonaten bei der Waffen-SS gewesen zu sein, zu ihrem Grass standen. Sie versammelten sich um eine Bronzefigur von Oskar Matzerath, damit sie ihnen ja niemand beschädigt. Ein beispielloser Vorgang. Zum ersten Mal beeinflussten die Polen so aktiv eine innerdeutsche Debatte. Denn nach dem überwältigenden Votum der Polen ging auch den deutschen Widersachern von Grass die Munition aus. Nicht, dass die alten privaten Animositäten unter den Autoren und Literaturkritikern beigelegt worden wären. Sie sind aber für die Bewertung des Lebenswerkes des Danziger Literaturnobelpreisträgers unerheblich. […]