Die Welt • 21.06.2008
[…] Und ich selbst reiste schließlich auch nur nach Wolhynien, weil mein Vater dort im Jahr 1909 geboren und aufgewachsen war. Wäre er in Siebenbürgen, im Memelland oder in Slowenien geboren, dann wäre ich wohl dorthin gereist. Nun also Wolhynien, eine Region, von der ich lange nicht wusste und auch gar nicht hatte wissen wollen, wo sie eigentlich lag: in Polen? in Russland? In der Ukraine? Heute weiß ich, dass dies alles irgendwann einmal zutraf, dafür hatten die Wirren der Geschichte gesorgt, und dass es sogar einmal ein Fürstentum Wolhynien-Galizien gegeben hatte. Und ich weiß ebenfalls, wessen ich mir als Kind manchmal gar nicht so sicher war, dass der Vater kein Russe, Pole oder Ukrainer, sondern ein Wolhyniendeutscher war. Eine Volksgruppe, die im Lexikon kurioserweise auch Woliniendeitsche genannt wird – eine Sprechweise, die mir vertraut ist und mir seit meiner Kindheit in den Ohren klingt. Genauso wie der zungenbrecherische Name des väterlichen Geburtsortes, den ich nun besuchen wollte: Bryschtsche. […]
- Reise in ein verschwundenes Dorf
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