Das historische Buch | Anton Holzer über Fotografie und Propaganda im Ersten Weltkrieg
Valentin Groebner

Neue Zürcher Zeitung • 26.03.2008

[…] Auch über den propagandistischen Umgang mit nichtmilitärischen Sujets lernt der Leser etwas. Herausgeputzte »Bäuerinnen im Sonntagsstaat« aus den eroberten Gebieten im Osten und Südosten auf den Fotos der Kriegspressestelle dienten als Inszenierung einer ländlichen osteuropäischen »Volkskultur«, die im Begriff sei, endlich wieder in die große Gemeinschaft der Monarchie zurückzukehren. Aber nicht jede Tracht stand für beschauliche Rückkehr. Die Bilder ländlicher «Typen» aus denselben Regionen, bärtige Männer in schmutziger, gebrauchter Alltagskleidung, dokumentierten Beunruhigendes. »Ein Unzuverlässiger« hat ein Fotograf auf die Rückseite einer Aufnahme aus Ostgalizien 1915 geschrieben. […]