Szenen einer verstümmelten Kindheit – György Dragománs Roman »Der weiße König«
Andreas Breitenstein

Neue Zürcher Zeitung • 18.03.2008

[…] Es zeugt von überragender Meisterschaft, wie György Dragomán, 1973 als Angehöriger der ungarischen Minderheit im rumänischen Siebenbürgen geboren und heute in Budapest lebend, den Roman der weiße könig eröffnet. Die ganze höllische Melange der Gefühle, die das Buch durchzieht, ist da: die Angst und die Hoffnung, die Verzweiflung und der Verrat, die Liebe und der Trotz, die Gewalt und das Ausgeliefertsein. Die Deportation des Vaters ist der Schock, der dem kindlichen Ich-Erzähler die Augen öffnet für die Agonie von Ceauşescus Rumänien. Fortan besitzt er diesen glasklaren, hellwachen und doch etwas naiven Blick, der die Szenerie in ein hyperreal düsteres Licht rückt. […]