Hanns-Georg Rodeck

Die Welt • 16.02.2008

Im Frühjahr 1940 ermordet der Geheimdienst Josef Stalins in der Nähe der Stadt Katyn 14.000 polnische Kriegsgefangene. Auf der Berlinale erinnert nun Andrzej Wajdas Film »Katyn« an das Massaker. Wajda erzählt vom Leid der Opfer und warum den Nazis die Schuld an der Bluttat zugeschoben wurde.

Angela Merkel ging gestern auf der Berlinale ins Kino; nicht zum Vergnügen; Katyn ist grimmige Unterhaltung. Ihr Kulturstaatsminister Neumann empfing seinen polnischen Kollegen Zdrojewski und betonte: »Wir wollen gemeinsam daran arbeiten, Gräben in Europa zu überwinden. Dies kann nur gelingen, wenn wir konkrete Vorhaben angehen, die der historischen Wahrheit dienen.« Obwohl er eher das umstrittene „Netzwerk Erinnerung“ gemeint haben dürfte, hätte er einen der besten Wettbewerbsfilme nicht besser zusammenfassen können: Andrzej Wajdas Katyn. Für Wajda und seine Heimat gab es wohl kaum ein konkreteres Vorhaben, das der historischen Wahrheit bedurfte, als die Ereignisse des Frühjahrs 1940 bei Katyn nahe der zentralrussischen Stadt Smolensk. […]