Gastkommentar
Paul Mychalewicz

Wiener Zeitung • 16.01.2008

So sehr die Erweiterung des Schengen-Raums einen bedeutenden Fortschritt gerade für Mitteleuropa gebracht hat und mancherorts sogar gemeint wurde, die gesamte ehemalige Donaumonarchie wäre nunmehr ohne Grenzkontrollen zu bereisen, bleiben doch nicht unwesentliche Gebiete ausgesperrt. […] Dem historischen Gedächtnis der Österreicher entschwunden ist wohl auch die Größe jenes Teils der Donaumonarchie, der nunmehr zur Ukraine gehört. Das Kronland Galizien und Lodomerien, das allerdings auch Gebiete des heutigen Polens umfasste, war mit etwa 78.000 Quadratkilometern und acht Millionen Einwohnern nur unwesentlich kleiner als das heutige Österreich. In der Hauptstadt Lemberg/Lwiw prägen noch immer Gebäude aus dem 19. Jahrhundert das Stadtbild. Die Bukowina war ab 1849 ein eigenes Kronland und hatte 1910 auf einer Fläche von etwa 10.000 Quadrakilometern (etwas mehr als Kärnten) 800.000 Einwohner. Die kulturelle Vielfalt insbesondere der Hauptstadt Czernowitz kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. […]