Ostmitteleuropa braucht Zeit, um sich seiner ganzen Vergangenheit zu stellen
Richard Wagner

Neue Zürcher Zeitung • 31.08.2007

Der Artikel löste eine Kontroverse um die Vergangenheitsaufarbeitung in Ostmitteleuropa aus (siehe Links unten).

[…] Gelegentlich lautet der Vorwurf an die Ostmitteleuropäer, sie würden die Kollaboration mit dem Faschismus ausblenden und die Verbrechen des Kommunismus einseitig überbewerten. Nun standen die baltischen Länder ganze 3 Jahre unter deutscher Herrschaft und 57 Jahre unter sowjetischer. Dazu kommt, dass die Deutschen, mit der Ausnahme der slawischen Nachbarländer Polen und Tschechien, ja auch nirgends ihr System eins zu eins oktroyierten. Sie setzten, im Unterschied zu Stalin, vielmehr auf wesensverwandte Verbündete, die Autorität in den betreffenden Ländern besassen, auf Autokraten wie Horthy in Ungarn oder auf den Rechtsklerikalen Tiso in der Slowakei, obschon sie sonst kirchenfeindlich eingestellt waren. […]