Frankfurter Allgemeine Zeitung • 01.03.2007
[…] Auf der anderen Seite fängt Asien an, sagen die Hochnäsigen unter den Warschauern und meiden den dort gelegenen Stadtteil. Das 1916 eingemeindete Praga ist anders. Daran, dass dies so ist, haben nicht zuletzt Deutsche und Russen einen Anteil. Deutsche machten im Zweiten Weltkrieg nach dem Warschauer Aufstand die Stadt am Westufer dem Erdboden gleich, Russen eroberten Praga am 15. September 1944 und sahen dann vier Monate lang zu, wie die Deutschen auf der anderen Seite der Weichsel ihr Zerstörungswerk vollendeten. Warschau-West wurde als sozialistischer Beton(alb)traum mit rekonstruierter Retortenaltstadt wiedererrichtet. Praga ist stehen geblieben – als polnisches Trauma. […] »Jarmark Europa« – ein genialischer Name. Symbol für den Urknall 1989, für den kapitalistischen Aufbruch Osteuropas und des ganzen untergegangenen Sowjetimperiums bis Wladiwostok. […]
- Jahrmarkt der Gestrandeten
Der gesamte Artikel in der Online-Ausgabe der F.A.Z.