Die Preisverleihung erfolgt am 17. Juni 2007 um 11.00 Uhr in der Frankfurter Paulskirche.
Der große ungarische Romancier und Essayist György Konrád wird mit dem Franz-Werfel-Menschenrechtspreis 2007 der Stiftung ZENTRUM GEGEN VERTREIBUNGEN ausgezeichnet. Diese Entscheidung hat die Jury des Franz-Werfel-Menschenrechtspreises einstimmig getroffen.
»Der große ungarische Romancier und Essayist György Konrád wird mit dem Franz-Werfel-Menschenrechtspreis 2007 der Stiftung ZENTRUM GEGEN VERTREIBUNGEN ausgezeichnet. Diese Entscheidung hat die Jury des Franz-Werfel-Menschenrechtspreises einstimmig getroffen.
Das ZENTRUM GEGEN VERTREIBUNGEN würdigt damit sein hervorragendes Eintreten für die Würde und Rechte jedes einzelnen von Verfolgung, Deportation und Vertreibung betroffenen Menschen, unabhängig von seiner nationalen, ethnischen und religiösen Zugehörigkeit.
Die Preisverleihung erfolgt am 17. Juni 2007 um 11.00 Uhr in der Frankfurter Paulskirche.
György Konrád, geboren 1933 in Berettyóújfalu nahe Debrecen, war als Sohn einer jüdischen Familie selbst Opfer von Verfolgung durch Nationalsozialisten. Als Dissident unterlag er zwischen 1978 und 1988 einem Publizierungsverbot. Literarisch hat er sich immer wieder mit dem Nationalsozialismus, dem Ungarnaufstand von 1956 und seiner Familiengeschichte beschäftigt. Niemals hat er aber die anderen Opfer aus dem Blick verloren. Engagiert hat er sich hinter die heimatlosen, entwurzelten deutschen Heimatvertriebenen gestellt und das ihnen angetane Unrecht beim Namen genannt.
›Die gewaltsame Trennung des Menschen von seinem Wohnort ist halber Mord. Das Wesentliche ist nicht das Haus, sondern das Leben. Es ist wahr, dass der Mensch ein Wesen ist, das immer wieder einen Neuanfang macht. Doch es trifft ebenfalls zu, dass viele zerbrechlicher sind und die Verstümmelung ihrer lokalen Existenz nur schwer überleben. Der Mensch ist eins mit seinen unsichtbaren Wurzelfasern. Unser Recht auf den Ort, an dem wir geboren worden sind, wo wir leben, ist ein fundamentales und unantastbares. Die Deportation von Menschen oder die mit Drohungen einhergehende Vertreibung von ihrem Wohnort ist ein international zu verfolgendes Verbrechen.‹
Vehement hat sich György Konrád gegen kollektive Bestrafungen und Verfolgung von Gemeinschaften ausgesprochen und ihnen jede politische oder religiöse Legitimation abgesprochen. ›Die nazistischen Deportationen können nicht die Aussiedlung der ungarnbürtigen Schwaben legitimieren.‹ György Konrád ist nicht nur eine herausragende Persönlichkeit der europäischen Kultur und als solche mit bedeutenden Auszeichnungen und Ehrungen gewürdigt, sondern vor allem auch eine Persönlichkeit, die Liebe, Mitgefühl und Solidarität nachdrücklich verkörpert. Damit ist er für viele eine moralische Instanz und ein Brückenbauer für Gerechtigkeit und Versöhnung zwischen den Völkern.
Er steht damit in der Tradition der bisherigen Preisträger. Im Jahr 2005 wurde Bischof Dr. Franjo Komarica, Bischof der Diözese Banja Luka ausgezeichnet, der in den Schrecknissen der ›ethnischen Säuberungen‹ in Bosnien-Herzegowina zum Anwalt für Menschenwürde und Menschenrechte und zur international gehörten Stimme der Rechtslosen aller Konfessionen geworden ist.
Im Jahr 2003 wurde der Leiter des Instituts für Diaspora- und Genozidforschung an der Ruhr-Universität Bochum, Dr. Mihran Dabag, für seine wissenschaftliche Arbeit auf dem Gebiet der Genozidforschumg und zur Geschichte der Armenierverfolgung ebenso ausgezeichnet wie die Initiatoren des ›Kreuzes der Versöhnung‹ in Wekelsdorf / Teplice nad Metuji (Tschechische Republik) Vera Vitova, ehemals Bürgermeisterin von Wekelsdorf / Teplice nad Metuji, Petr Kulisek, Vorsitzender von INEX und Jan Pinos, Vorsitzender von TUZ se, Broumovsko für die Errichtung des ›Kreuzes der Versöhnung‹ für die auf dem Buchenberg 1945 ermordeten Sudetendeutschen und alle Opfer nationaler Konflikte dieser Region und für ein mutiges Zeichen des Dialogs zwischen Deutschen und Tschechen.
Der Franz-Werfel-Menschenrechtspreis
Die Auszeichnung ist benannt nach dem großen Schriftsteller Franz Werfel (1890–1945), der mit seinem in der ganzen Welt diskutierten Roman Die 40 Tage des Musa Dagh die Vertreibung der Armenier aus der Türkei und den Genozid an den Armeniern eindringlich, wirkungsvoll und mit großer künstlerischer Gestaltungskraft dargestellt hat. Der große jüdische Lyriker und Romancier Franz Werfel ist auch in seinem persönlichen Leben ein sprechendes Beispiel für das Schicksal der Vertreibung. 1933 wurde er von den Nationalsozialisten aus der preußischen Dichterakademie ausgeschlossen. 1938 musste er nach Frankreich flüchten. Von dort entkam er in abenteuerlicher Flucht über die Pyrenäen. 1940 kam er von Portugal aus nach Amerika, wo er bis zu seinem Tod 1945 in Beverley Hills lebte. Die Erbin Franz Werfels, Marina Mahler, hat dem ZENTRUM GEGEN VERTREIBUNGEN die Benutzung des Namens mit Brief vom 17.1.2002 gestattet.
Der Franz-Werfel-Menschenrechtspreis wird an Einzelpersonen, Initiativen oder Gruppen verliehen, die sich gegen die Verletzung von Menschenrechten durch Völkermord, Vertreibung und die bewusste Zerstörung nationaler, ethnischer, rassischer oder religiöser Gruppe gewandt haben. Der Preis wird alle zwei Jahre verliehen. Er ist mit 10.000 € dotiert.
Mitglieder der Jury Dr. Otto v. Habsburg, Dr. Klaus Hänsch MdEP, Dr. Helga Hirsch, Milan Horacek MdEP, Hilmar Kopper, Dr. Otto Graf Lambsdorff, Prof. Dr.Rüdiger Safranski, Erika Steinbach MdB.