Deutsche Welle – Monitor Ost- / Südosteuropa, 27.03.2003
Moskau, 26.3.2003, INTERFAX, russ.
Der Kulturminister der Russischen Föderation Michail Schwydkoj hat auf einer Pressekonferenz am Mittwoch (26.03.) in Moskau das Schreiben, das er am Dienstag von der Generalstaatsanwaltschaft wegen „des Versuchs bekommen hat, die Baldin-Sammlung mit Zeichnungen und Gemälden entschädigungslos nach Deutschland auszuführen“, als politisches und nicht juristisches Dokument bezeichnet.
„So ein politisches und nicht juristisches Dokument war auch das Schreiben, das das Kulturministerium bereits vor einer Woche von der Generalstaatsanwaltschaft bekommen hat“, so der Minister. Michail Schwydkoj sagte, dass „um die Geschichte mit der Baldin-Sammlung eine politisch unklare Atmosphäre entstanden ist, die für mich persönlich beleidigend ist“. Aus diesem Grund habe er heute ein Schreiben an den Generalstaatsanwalt der Russischen Föderation Ustinow mit der Bitte gerichtet, diese beleidigenden Dokumente, die vom stellvertretenden Generalstaatsanwalt Jurij Birjukow unterzeichnet wurden, außer Kraft zu setzen.
Michail Schwydkoj teilte ferner mit, dass am 29. März – dem Tag also, an dem die Sammlung in Bremen eintreffen sollte – im Architekturmuseum namens Schtschusew in Moskau eine Ausstellung mit Zeichnungen und Gemälden aus der Bremer Kunsthalle, der sogenannten Baldin-Sammlung, eröffnet wird.
Geht man von den Schreiben aus, die das Kulturministerium bekommen hat, sagte Michail Schwydkoj, so stimmt die Generalstaatsanwaltschaft der Tatsache zu, dass die Baldin-Sammlung unter das Gesetz über die Ein- und Ausfuhr und nicht unter das Restitutionsgesetz fällt.
Die Staatsanwaltschaft hat jedoch Zweifel, was die Zugehörigkeit dieser Sammlung zur Bremer Kunsthalle betrifft, so der Minister. Und das ungeachtet der Tatsache, dass auf der Rückseite einer jeden Zeichnung dieser Sammlung eine notarielle Beurkundung steht, in der darauf verwiesen wird, wer diese Zeichnung der Kunsthalle geschenkt hat oder wie und wann sie dorthin gelangt ist.
Michail Schwydkoj teilte des Weiteren mit, dass das Kulturministerium sich an Bremen mit der Bitte gewandt hat, zusätzliche Unterlagen vorzulegen, die die Zugehörigkeit dieser Zeichnungen und Gemälde zu diesem Museum beweisen. „Wir werden von der Bremer Kunsthalle immer neue und neue Dokumente verlangen, bis keiner mehr daran zweifelt, dass wir keinen Buchstaben des Gesetzes verletzt haben“, sagte Michail Schwydkoj. (lr)