Der Literaturkritiker Peter Demetz erinnert sich an das Prag der Jahre 1939 bis 1945
Oliver Pfohlmann

Der Tagesspiegel • 08.11.2007

[…] »Man kann sich schwer vorstellen, dass der Alltag in Prag anscheinend weiterging … Die sprichwörtlichen Züge gingen pünktlich …, die Menschen taten sich auf dem Schwarzmarkt um, aber sie lasen auch neue Lyrikbände, kauften eifrig Theaterkarten und gingen öfter ins Kino als vorher.« Demetz beschreibt eine gedemütigte Nation, die verzweifelt um ihre Identität rang. Während Hitlers Handlanger die vollständige Assimilation des tschechischen Volkes (soweit »rassisch wertvoll«) planten, huldigten die Prager ihren Nationalmythen, flüchteten sich in historische Romane, Filme und Theaterstücke und erprobten die Möglichkeiten und Grenzen des passiven und aktiven Widerstands. […]