Satter Westen, wilder Osten: PEN-Präsident Jiří Gruša über Chancen und Gefahren der Vereinigung
Wolf Scheller

Rheinischer Merkur № 28 • 13.07.2006

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Rheinischer Merkur: Es gibt auch in Europa selbstzwischen den einzelnen Ländern zum Teil erhebliche Differenzen, gerade, was diegemeinsame Vergangenheit angeht. Etwa beim Streit um das geplante Zentrumgegen Vertreibungen. Sind das nun Anachronismen oder sinnvolle Dispute?
Gruša: Jede Erinnerung ist auch eine Auswahl. Das heißt: Es gibt keine Erinnerung ohne einen Zweck. Also muss man zunächst fragen: Was ist der Zweck dieser Erinnerung? […] Eine wichtige Erfahrung bleibt: die Schmerzgrenze der Erinnerung zu mildern, und dabei muss das Ganze in einen Kontext eingegliedert werden. Denn das Schicksal der Vertriebenen in Mitteleuropa ist nicht ausreichend gewürdigt worden. […]