Vom Sterben handeln, übers Leben erzählen: ein neuer Roman und neue Erzählungen von Olga Tokarczuk
Jörg Magenau

die tageszeitung • 06.05.2006

Olga Tokarczuk ist eine Bewohnerin des Randgebiets, das manche auch Mitteleuropa nennen. Sie lebt im schlesischen Eulengebirge, in einem Dorf an der polnisch-tschechischen Grenze. Früher hieß diese Gegend um Nowa Ruda »Glatzer Land«. Tokarczuk, 1962 geboren, ist in dieser Region aufgewachsen und kehrte nach dem Psychologiestudium in Warschau über die Zwischenstation Breslau wieder hierher zurück. […] Wie man in einer fremden Vergangenheit lebt und sich einrichtet, hat Olga Tokarczuk immer interessiert. In Polen nannte man diesen Zustand »Schneewittchen-Syndrom«, mussten doch die neuen Bewohner fürchten, die alten könnten eines Tages zurückkehren und fragen: Wer hat von unseren Tellerchen gegessen? […]