Peter-André Alt verwendet Kafkas Leben als Interpretationsvorlage
Alfred Goubran

Der Standard • 30.12.2005

Eine Biografie über Franz Kafka scheint selbst 80 Jahre nach seinem Tod und trotz einiger bereits publizierter Biografien – die erste, von Max Brod verfasst, datiert von 1937 – ein längst überfälliges Unternehmen – nicht weil seine Lebensgeschichte besonders abenteuerlich wäre und vieles davon im Dunkeln läge, im Gegenteil, seine Lebensgeschichte ist sehr gut erschlossen, durch Berichte von Zeitgenossen, in zahlreichen Briefen und Selbstzeugnissen sehr gut belegt, ja man könnte sagen: kein Tag, an dem man nicht wusste, wo er sich aufhielt oder womit er sich gerade beschäftigte. Aber auch diese Fülle an Material und detaillierter Kenntnis, wie sie die jetzt neu erschienene Biografie von Peter-André Alt aufweist, befriedigt nicht restlos, lässt etwas offen, die Sehnsucht nach einem Schlüssel zu dem Ungeheuerlichen, dem Bedrohlichen und dem Rätsel, das uns durch Kafkas Werk begegnet. […]