Interview mit dem Historiker Dr. Andreas Wiedemann
Katrin Bock

Radio Prag • 03.01.2006

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Radio Prag: Wie war eigentlich das Interesse der Tschechen dahin zu gehen? Waren das vor allem solche Abenteurer in den ersten Monaten, die für sich selbst etwas herausholen wollten?
Dr. Wiedemann: Die Zuwanderer im Sommer 45 waren in erster Linie darum bemüht, die Chance zu ergreifen, ihre soziale, wirtschaftliche oder Lebenssituation zu verbessern – in der Hoffnung in den Grenzgebieten eine bessere Arbeitsstelle oder einen besseren Posten zu bekommen, z.B. als so genannter nationaler Verwalter eines Betriebes. […] Natürlich gab es bei den ersten Siedlern auch die Rückkehrer, also ehemalige Bewohner der Grenzgebiete, die 1938 oder danach die Grenzgebiete verlassen haben und nun zurückkehrten. Und natürlich haben wir auch das Phänomen der Plünderer und der Goldgräber, die Zlatokopci, wie sie genannt wurden, die in die Grenzgebiete gingen, mitnahmen, was nicht Niet- noch Nagelfest war oder in kurzer Zeit möglichst viel Gewinne gemacht haben, um dann wieder wegzugehen. […]