Der aus Serbien stammende Schriftsteller Milo Dor ist im 83. Lebensjahr gestorben
Karl-Markus Gauß

Die Presse • 06.12.2005

[…] Der Serbe Dor ist seiner Heimat stets verbunden geblieben. Als Übersetzer und literarischer Kundschafter hat er viele jugoslawische Autoren im deutschen Sprachraum bekannt gemacht; als Jugoslawien blutig zerfiel, war seine Wohnung in Wien, in der kroatische, serbische und bosnische Schriftsteller aus- und eingingen, so etwas wie die »letzte funktionierende jugoslawische Institution«. Die Stadt seines Lebens aber war Wien, wohin er einst gewaltsam gebracht worden war und zu deren Patrioten er wurde. In vielen Texten hat er Wien als einer Stadt vieler Völker die Reverenz erwiesen, namentlich seiner »Insel«, dem VIII. Bezirk, an dem er so liebte, dass er hier auf tschechische, ungarische, serbische, griechische, italienische und ägyptische Wiener traf. […]