Der Tagesspiegel • 21.11.2005
[…] Das Deutsch der alten Schule, seine Familie und diese Wut, das sind so ziemlich die einzigen Schätze, die Wolfenhaut in die Gegenwart hat retten können. Sein Vater ist in einem sowjetischen Gulag umgekommen, seine Mutter in der sibirischen Verbannung verhungert. Er selbst kam knapp mit dem Leben davon, und weil er es jetzt zu Papier gebracht hat, hat er vermintes Gelände betreten. Denn nicht nur in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion macht sich unbeliebt, wer von den Verbrechen der Stalin-Zeit erzählt. Auch in Deutschland gilt es als nicht opportun, den Untaten der Nazis die des Stalinismus gegenüberzustellen. Julius Wolfenhaut weiß das. Und fühlt sich durch solche Widersprüche eher noch beflügelt. Er hat ja eigentlich immer in diesen Zwischenwelten gelebt, hat sich durch Grenzbereiche bewegt, auch damals, in Czernowitz, wo alles anfing. […]
- Ein Leben als Verbannter
Der gesamte Artikel in der Online-Ausgabe der Tagesspiegel